Reisetagebuch der SY "Maimiti" 2018
GB Ralf Krischker
Donnerstag, 05.07.2018
Anholt/DK
Jaja, wir waren wieder faul und haben die Seite nicht aktualisiert. Aber was soll man auch von einem
Badeurlaub unter der Überschrift "Bootscamping" berichten? Nun, heute gab es ein regelrechtes
"Fressfeuerwerk". Die Fischerin des einen Kutters hatte, obwohl ich nicht, wie wohl neuerdings üblich,
vorbestellt hatte, noch extragroße Jomfruhummer . Und ich habe welche ergattert. 1 1/2 Kilo konnte ich
mir unter den Nagel reißen. Es war ein Gedicht. Die Teile waren so schön, dass es fast zu schade war,
sie aufzuessen. Aber hätten wir es nicht getan, wären sie ja umsonst gestorben, also dann doch ab in den
Kochtopf. Es war ein Traum. Mit Hilfe der Rohrzange pusselten wir auch aus den Scheren noch den
allerletzten Fitzel an Krebsfleisch heraus. Da kann man sehen, wozu so eine Rohrzange alles gut ist.
Danach ging's natürlich wieder an den Strand, denn dazu hat man ja Badeurlaub...
Freitag, 06.07.2018
Anholt/DK
Man glaubt es kaum, aber heute sehen wir seit langer Zeit die ersten Wolken. Gute Gelegenheit, das eine
oder andere zu richten, bzw. zu reparieren. Der Skipper macht sich ans Echolot, das nun schon mehrmals
den Dienst versagt hat. Eigenartigerweise ist der Fehler nicht reproduzierbar. Man schaltet ein: es geht
nicht. Nach einem halben Tag springt es plötzlich wieder an...
Da ich anhand dieses Fehlerbildes von einer Kontaktschwäche ausgehe, mache ich mich an die
Kabelverbindungen. Eine finde ich sofort, die mir fast in den Händen zerfällt. Yippi! Fehler gefunden,
und das auf Anhieb. Denkste! Zusammenlöten, Einschalten: Geht nicht! Es geht schließlich soweit, dass
ich das Teil am liebsten über Bord werfen will. Und um es vorweg zu nehmen: Am nächsten Tag läuft das
Ding auf Anhieb und zwar bis heute... Unser Crewmitglied Murphy ist schon ein einfallsreicher Bursche.
Samstag, 07.07.2018
Anholt/DK
Heute bleiben wir noch. Es ist Starkwind angesagt, die Kiter freuen sich, aber wir haben keine Lust auf
nasse 50 sm. Also bleiben wir noch im Hafen und genießen noch einmal die fantastischen Jomfruhummer.
Ansonsten lassen wir den Tag ruhig ausklingen und bereiten uns auf den für morgen geplanten Abschied
von Anholt vor.
Sonntag, 08.07.2018
Anholt/DK
Wir legen früh ab und haben auch anfangs noch ausreichend Wind, um die Segel zu füllen. Doch das ändert
sich bald und irgendwann muss dann doch die Maschine mithelfen. Es wird dann auch noch sehr warm und
irgendwann müssen wir Fahrt aus dem Schiff nehmen, um einem russischen Frachter mit Wegerecht den
Vortritt zu lassen. Die Bordfee nimmt das natürlich sofort zum Anlass, die Angel auszuwerfen. Allerdings
leider ohne Erfolg, was ihre Laune nicht unbedingt bessert. Schließlich gibt sie auf und wir machen uns
wieder auf den Weg Richtung Helsingør.
Helsingør ist ja schon ein recht großer Hafen mit vielen Liegemöglichkeiten, aber viele Boxen sind einfach
zu eng für uns. Ein Versuch scheitert kläglich, indem wir zwischen den Dalben hängen bleiben. Also wieder
raus. Ein Pärchen winkt uns und zeigt uns einen Bereich, wo noch freie Plätze sein sollen. Also ehrlich:
Hätten die beiden nicht gewunken, ich wäre da nie hineingefahren, da wir mit Maimiti in einem engen
Fahrwasser kaum wenden können.
Und wie befürchtet ist es dann auch. Allerdings entdecken wir einen freien für uns passenden Platz, sind
aber, als wir uns entschieden haben, schon zu weit dran vorbei. Der Skipper entscheidet sich zu einem
bisher noch nie geübten Manöver: Wir fahren rückwärts in die Box. Die Bordfee nimmt den Dalben mit der
Spring kurz, der Skipper arbeitet mit der Maschine und dem Ruder. Vor, Zurück, vor zurück, einschlagen...
Schließlich sind wir drin und mächtig stolz!
Montag, 09,07.2018
Helsingör/DK
Heute ist erst einmal Ruhetag angesagt. Wir wollen unsere Bestände auffüllen und so wandert der Skipper
zunächst zum Supermarkt. Nun, die Bezeichnung ist für den kleinen Laden nicht ganz zutreffend, aber er
hat alles, was wir brauchen. Schließlich wollen wir morgen noch einmal auf die Insel Ven und dort ist
es mit dem Einkaufen Essig.
Dienstag, 10.07.2018
Helsingör/DK
Jaja, Pläne sind gut aber nur dazu, sie am nächsten Tag über den Haufen zu werfen. Kurz und gut, wir
gehen doch nicht nach Ven. Der Strom setzt stark nach Norden, wir wollen nach Süden. Also bleiben wir
noch einen Tag und wo wir schon mal da sind, meint die Bordfee, da kann man auch nochmal ins Schloss
gehen.
Gesagt getan. Wir machen uns auf. Das Schloss ist aber auch wirklich sehenswert und neuerdings gibt es
auch Hamlet-Life Aufführungen, die den ganzen Tag über stattfinden. Da begegnet einem schon mal der
dänische König auf dem Hof, oder der Kämmerer, ja selbst Hamlet Höchstselbst lässt sich in den Räumen
blicken. Auf der Rückseite des Schlosses kann man sich unter Anleitung eines in altertümlicher Tracht
gekleideten Mannes in der Kunst des Bogenschießens üben. Da alles im Preis mit drin ist, macht sich der
Skipper ans Werk. Nun, die ersten beiden Schüsse gehen zwar schon ganz gut in die richtige Richtung aber
erst der 3 kann als Treffer gewertet werden.
Schließlich ist Schluss mit der Kultur, wobei wir uns fest vornehmen, sobald wir an Bord sind, etwas
über die Story von Hamlet nachzulesen. Asche auf unsere Häupter, aber wir sind da absolut unbeschlagen.
Ums vorwegzunehmen: An Bord machen wir dann einen Schnellkurs via Wikipedia und der Skipper liest der
Bordfee die Zusammenfassung aller Akte des Theaterstückes vor. Mein Gott! Was ein Drama.
Aber zunächst wollen wir Essen gehen. Das Restaurant am Hafen macht einen guten Eindruck und soll auch
um 1400 Uhr öffnen. Nur leider tut's das nicht. Ein anderes Pärchen steht ebenso vor verschlossenen
Türen wie wir, und so sehen wir uns kurz danach im gegenüberliegenden, mehr fastfoodmäßigen Laden wieder.
Schon witzig, dass man hier ein kleines Gerät an der Kasse in die Hand gedrückt bekommt, welches,
sobald das Essen abholbereit ist, anfängt zu summen und zu piepsen. Nun, es ist dann Fastfood dänisch:
Scholle mit Pommes (wobei die Scholle auch als Fischbrötchen durchgehen würde, wenn man die Menge an
Panade berücksichtigt…).
Dann geht's ab an Bord, wo uns schließlich einsetzende Regenschauer in die Gemütlichkeit des Schiffes
treiben.
Mittwoch, 11.07.2018
Helsingör/DK
Wir legen ab mit Ziel Dragör. Zunächst haben wir den Strom noch gegen an, doch das legt sich bald. Wir
setzen die Segel und versuchen etwas Fahrt zu machen. Aber das ist wieder der Bordfee zu schnell, denn
heute will sie unbedingt Angeln. Gesagt getan, wir rollen die Genua zu 50% weg, und machen trotz des
Gegenstroms von 1 kn noch 2 kn über Grund. Der Wind hat aufgefrischt. Aber alle Bemühungen der Bordfee
führen nicht zum Erfolg. Mehrmals muss ich ganze "Seegraswiesen" aus den Haken pulen, dann gibt sie
schließlich auf und will "Meilen machen". Wir setzen Vollzeug und rauschen Richtung Dragör.
Kurz vor Dragör lässt uns der Wind im Stich und die Maschine muss her, denn auf der Höhe von Kopenhagen
haben wir immerhin wieder 1,5 kn Strom gegen an. Im Hafen drehen wir zunächst eine Ehrenrunde. Kein
vernünftiger Platz zu sehen. Aber an der Kaimauer wäre noch einer, allerdings verhindert ein Segler, der
sich so gelegt hat, dass er zwar selbst vorn und achtern jede Menge Raum hat, allerdings dadurch die
anderen Plätze eingeschränkt sind, dass man vernünftig anlegen kann. Kurzentschlossen gibt der Skipper
Kommando: Wir versuchen es trotzdem. Von Land steht ein Motorbootfahrer bereit, der die Leinen der
Bordfee in Empfang nehmen will und sehr skeptisch schaut, da die Lücke wirklich gerade mal der Länge von
Maimiti entspricht.
Um es kurz zu machen: Es wurde eines meiner besten Anlegemanöver und der helfende Norweger bestätigte
zweimal, dass es ein perfektes Manöver war. Ok, ok, ich bin ein bisschen stolz darauf…
Donnerstag, 12.07.2918
Dragör/DK
Hafentag. Es ist bombiges Wetter. Wir haben keine Eile und wollen den schönen Tag in diesem, wie ich
finde, gemütlichen Hafen genießen. Der Skipper geht zunächst das Hafengeld bezahlen und gleich beim
Fischer vorbei, denn hier gibt es wundervolle geräucherte Krabben. Danach kehren wir noch im Hafencafe
ein und genießen ein schönes schwarzes Bier. Ein gelungener Tag.
Freitag, 13.07.2018
Dragör/DK
Wir laufen frühzeitig aus, denn es sind überall Ferien und die Häfen beginnen sich bereits gegen 1400
Uhr wieder zu füllen. Wir wollen einen vernünftigen Liegeplatz und so machen wir uns auf die Strümpfen.
Aber man sollte an einem Freitag, den 13. Einfach nicht auslaufen. Der alte Aberglaube hat doch irgendwie
etwas, denn als wir ca. die Hälfte der Strecke hinter uns haben, streikt der GPS Empfänger. Ausgerechnet
unser "Mutter-GPS", welches nicht nur die Tochteranzeige im Cockpit versorgt, sondern auch den
Wetterdekoder, das Funkgerät und das Radar. Dass unser GPS durch den Satelliten Rollover in 2016 nur
noch das Jahr 1998 anzeigt, aber ansonsten klaglos die Positionen liefert und die Satelliten empfängt
wussten wir. So gehe ich also erst einmal davon aus, dass die Antennenverbindung rott ist. Ich pussele
alles auseinander und richtig: Der Verbindungsstecker ist hoffnungslos korrodiert. Also Kabel kürzen
alles blank machen und wieder zusammenbauen: Nix da. Kein Satellit. GPS Geräte sind mit einer Datenbank
ausgestattet, die dem Gerät im Wochen-Rhythmus die Positionen aller weltweit verfügbaren GPS-Satelliten
mittteilt. Ohne diese Daten kann ein GPS keine Satelliten zur eigenen Positionsbestimmung finden. Die
Datenbank verfügt jedoch nur über begrenzten Speicher und dieser läuft beim GP-30 ab. Ja das scheint es
also bei uns gewesen zu sein, denn kein Versuch, irgendeinen Satelliten zu empfangen fruchtet. Ich gebe
es schließlich auf. Die GPS Maus, die unser Navigations-Notebook versorg arbeitet einwandfrei weiter und
mit den übrigen Einschränkungen kann man leben.
Ich teste noch die Smartphone App "SailDroid" in der Freewareversion und siehe da, man kommt auch damit
klar. Es geht mir im Wesentlichen darum als "Mann am Rad" auch mal zu sehen, was so läuft. Dafür
reicht's. Schließlich erreichen wir Rödvig und finden wieder einen schönen Platz am Kai. Allerdings
bleiben wir nicht lange allein und bald haben wir Nachbarn längsseits. Die Bordfee hört von Nachbarn,
dass es hier eine kleine Badestelle geben soll und ist nichtmehr zu halten. Kurz danach kehrt sie nass
und glücklich zurück.
Samstag, 14.07.2018
Rödvig/DK
Wir bleiben noch einen Tag und gehen einkaufen. Rödvig hat einen sehr guten Supermarkt und den Nutzen
wird. Am Nachmittag geht dann doch tatsächlich mal ein Regenschauer über uns hinweg. Wir wussten schon
gar nicht mehr, wie sich Regen anfühlt. Aber es geht so schnell, wie es gekommen ist. Und dann strahlt
wieder die Sonne.
Sonntag, 15.07.2018
Rödvig/DK
Der Weg nach Klintholm Haven wird eine einzige Motortour. Es ist absolut kein Wind, aber die 24 sm sind
auf diese Weise auch schnell heruntergerissen. Im Hafen gehen wir an einen Steg, der eigentlich für
Schiffe ab 12 m vorgesehen ist, aber wie wir später sehen, interessiert das hier ohnehin niemanden. Das
Wetter ist bombig und der Hafen voller Schwalben, wie wir es noch nirgendwo gesehen haben. Ansonsten
lassen wir den Tag ruhig ausklingen.
Montag, 16.07.2018
Klintholm/DK
Der Hafen hat sich am Abend noch ordentlich gefüllt. Wir haben inzwischen zwei Außennachbarn, die aber
sehr rücksichtsvoll sind und, wie es sich gehört, übers Vorschiff übersteigen. Dass allerdings einer
sein Landstromkabel quer über unser Cockpit zum Land gespannt hat finde ich dann doch nicht mehr so
richtig lustig!
Wir gehen an den Strand östlich des Hafens. Der ist recht hübsch, auf den ersten Blick, aber es sind
viele Steine im Wasser. Die Bordfee ist nicht sehr begeistert. Es ist halt nicht Anholt. Da kommt nix
ran…
Schließlich, nach einem Zwischenstopp an Bord, versuchen wir den Strand westlich des Hafens. Nun,
zunächst empfängt uns der Mief des angespülten und getrockneten Seegrases einschließlich der damit
einhergehenden Fliegen, aber dann: Ja, dann zwischen den Buhnen gibt es einen wenn auch schmalen, so
doch schönen Sandstrand der sich flach bis weit hinaus ins Wasser zieht. Ideal für Kinder und : Für
meine Bordfee. Sie ist wieder versöhnt und es wird ein schöner Strandtag.
Wir möchten diesen schönen Tag mit einem schönen Essen beschließen, doch daraus wird nix. Im Restaurant
gibt es die "guten Sachen" erst ab 1730 Uhr. Bis dahin wieder: Danish Fastfood = Panierte Scholle mit
Fritten…
Dienstag, 17.07.2018
Klintholm/DK
Der Seewetterbericht sagt für die W-liche Ostsee und Boddengewässer Gewitterböen voraus. Hier herrschen
tropische Verhältnisse und so bleiben wir noch einen Tag und verbringen ihn am Strand.
Mittwoch, 18.07.2018
Klintholm/DK
Am Vormittag geht der Skipper zum Fischladen. Schaun mer mal, was der so hat. Und siehe da: Geräucherte
Krabben gibt es zwar nicht, dafür aber einen 1,2 Kg Steinbutt. Na der muss an Bord, hatten wir doch auf
Anholt keinen ergattern können. Wieder eine Aufgabe für den Skipper. You Tube wird bemüht: Wie filetiert
man so ein Teil. Und dann geht's ans Werk. Leider bleibt bei so einem großen und schweren Fisch nicht so
viel übrig, wie man gerne hätte, aber lecker ist er allemal. Ein echter "Königsfisch" unter den
Speisefischen.
Am Nachmittag setzt dann etwas völlig unbekanntes ein: Dauerregen. Und in der Nacht wird
teilweise echter Starkregen daraus, dass man denkt, der Hafen müsste überlaufen.
Donnerstag, 19.07.2018
Klintholm/DK
Wir beschließen, dass dieser Tag unser Abschiedstag von unserem diesjährigen "Törn" (besser Badeurlaub)
sein soll, denn nach diesem Hafen werden wohl keine Badestrände mehr auf uns warten. Das Wetter ist zum
"Niederknien" schön, die Schwalben sind bereits wieder den ganzen Morgen am Gange und man hat einfach
gute Laune. Schade nur, dass die Möwen, wie wir es schon 2015 erstmalig beobachtet haben, sich
anscheinend darauf verlegen, nicht nur Nester zu räubern, sondern auch kleinere Vögel zu jagen und zu
erlegen und so müssen wir tatenlos zusehen, wie auf dem gegenüberliegenden Ufer eine große Möwe eine
kleine Schwalbe "kalt" macht und dann zerfleddert.
Wir gehen nochmals an den westlichen Strand. Wieder ist es wunderschön, aber die Badefreuden werden,
vermutlich hervorgerufen, durch den Wechsel der Windrichtung, durch viele Quallen getrübt. Zum Glück
keine Feuerquallen, aber dennoch nicht angenehm.
Schließlich kehren wir zum Schiff zurück und beschließen, noch einmal die Bar "Pier to heaven" zu gehen.
Diese Bar ist ein einziger Lichtblick. Klintholm Havn ist ja inzwischen eher ein Familienhafen geworden,
wo man sich ein Zimmer oder Bungalow mietet. Es wirkt ein bisschen wie bei Harry Potter: Ligusterweg.
Alles gleich, alles einheitlich, kurz: Langweilig. Die Bar vermittelt da einen ganz anderen Eindruck
und ist schon eher was für "old sailors". Es gibt schönes schwarzes Bier und absolut klasse Musik und
dazu einen schönen Blick über den Fischereihafen, den ich persönlich wesentlich schöner finde, als über
die Eintönigkeit von Marinas.
Danach versuchen wir es nochmal mit dem Essen gehen. Diesmal zur richtigen Zeit und diesmal bekommen wir
auch "richtiges" Essen. Ein toller Abschlusstag!
Freitag, 20.07.2018
Klintholm/DK
Wir machen uns früh auf die Strümpfe. Der Skipper ist noch missmutig, denn wir haben "nur" rund 47 sm
vor uns und das ist locker im Tagesverlauf zu schaffen, aber die Bordfee drängelt, also werden die
Nachbarn geweckt, denn wir sind Innenlieger. Der Tag beginnt also für den Skipper nicht so, wie er soll
und dann streikt auch noch zum x-ten Mal das Echolot. Einschalten: Geht nicht. Jedenfalls nicht die
Echo-Tochter. Egal, das Echo Muttergerät, unser steinaltes Seafarer 700 am Kartentisch tut's und so
sind wir was das betrifft, nicht blind. Im Hafen gab es praktisch keinen Wind, draußen, "vor der Tür"
sieht's anders aus. Der Wind kommt aus NW, also achterlich. Wir setzen Groß und unseren "Whomper",
unser großes Passatsegel (wer wissen will, warum das Segel so heißt, schaue den Film "Wind"), und
schaun was passiert. Zunächst erst mal fast nix, denn der Wind ist noch zu schwach, um uns mit einer
akzeptablen Geschwindigkeit über die 47 Meilen zu blasen, doch das ändert sich schnell und plötzlich
haben wir saubere 4 Windstärken plus von Achtern und Maimiti rauscht ab. Manche Wellen sehen aus, als
wollten sie uns ins Cockpit steigen, aber das täuscht und so zischt Maimiti Lohme entgegen.
Kurz vor Kap Arkona nimmt der Wind etwas ab, kommt dann aber mit vorheriger Stärke zurück und pustet uns
an Kap Arkona vorbei. Die letzten paar Meter zum Hafen von Lohme machen wir unter Maschine, da bei
dieser Wind und Wellenrichtung die Einfahrt nach Lohme immer sehr exakt sein muss. Aber wir kommen
sauber rein und vor allem, legen ein, das muss ich sagen, sauberes Anlegemanöver, trotz Seitenwind
und ohne Landhelfer, hin, da die Bordfee inzwischen so viel Routine hat, dass ich mich tatsächlich
nur um Ruder und Maschine kümmern muss, womit ich ihr besser helfen kann, als würde auch ich anfangen
(wie leider so viele), hektisch auf dem Schiff herumzuspringen und letztlich doch nix Vernünftiges zu
Stande zu bringen würde. So, da sind wir wieder! Wir gönnen uns noch ein Bierchen und dann ab in die
Koje. Für Morgen ist Hafentag angesagt.
Samstag, 21.07.2018
Lohme/D
Es ist ein wunderschöner Tag. Der Mief des Hafenwassers, mit dem Lohme immer zu kämpfen hat, verzieht
sich langsam, Dank des W bis SW Windes. Wir gehen Einkaufen und bekommen ein Abwerbeangebot: Lohme
braucht Einwohner, sagt uns die Besitzerin des kleinen Einkaufsshops und meint damit, dass wir, wenn es
uns denn doch so gut gefällt in Lohme und wir schon so oft da waren, doch einfacher wäre, gleich hierher
zu ziehen. Das das so ist, mit dem Einwohnermangel ist eigentlich klar. Im Sommer ist natürlich ein wenig
Betrieb. Touristen lieben die Ruhe, Segler den Hafen (wenn er gerade mal nicht so müffelt).
Wahrscheinlich haben sich auch einige betuchte Städter hier ein Sommerdomizil gekauft. Aber
außerhalb der Saison dürfte davon nicht mehr viel übrig bleiben… Ich denke, junge Leute bleiben nicht
hier, den es ist nun mal Fakt: Es ist nix los. Wer so etwas will, wie wir, für den ist es in Ordnung
aber man muss ja den "Laden" auch am Laufen halten, und dazu bedarf es Einwohner. Und weil die Dame uns
so nett findet, bekommen wir die beiden Lohme T-Shirts, die wir kaufen, auch gleich noch ein bisschen
preiswerter; einfach so. Dann geht's zurück zum Schiff um unsere Schätze zu stauen und den Tag zu
genießen.
Sonntag, 22.07.2018
Lohme/D
Eigentlich, ja eigentlich wollten wir heute in aller Frühe aufbrechen Richtung Svinemünde. Aber der
Seewetterbericht kündet von Schauer und Gewitterböen und am Nachmittag S-lichen Winden, so dass wir uns
entschließen, doch noch einen Tag zu bleiben, der genutzt wird, diesen Bericht zu schreiben.
Sonntag, 01.07.2018 bis heute einschließlich (04.07.2018)
Anholt/DK
Es gibt einen schönen Song von Phil Collins: "Another day for You and me in Paradiese". Unter diesem
Titel kann man wohl die letzten Tage zusammenfassen, denn besser kann man es nicht beschreiben. Der
Himmel strahlt, vom Hafenrestaurant tönt ab dem frühen Nachmittag Life Music über das Hafenbecken, alle
Leute haben irgendwie gute Laune, der Strand lockt und die Bordfee geht baden bis zum Abwinken. Dazu dann
der morgendliche Gang zum Fischer: 1 ½ Kilo Jomfrun kaufen. Was will man mehr. So könnte es ewig bleiben,
tut es aber nicht. Und da wir bereits im August wieder in der "Orkfestung" Berlin sein müssen, wird Anholt
auch unser nördlichster Punkt bleiben. Es ist zu schön hier, um wieder wegzufahren.
Samstag, 30.06.2018
Anholt/DK
Der Samstag begrüßt uns schon wieder etwas ruhiger, aber der Wind hat nur eine Verschnaufpause eingelegt.
ie nutzt die Bordfee und lässt ihren Lenkdrachen steigen. Sie hat viel Spaß dabei. Ich bin da wesentlich
weniger geschickt drin. Allerdings lässt der Wind kurz nach und das beendet den Drachenflug der Bordfee,
aber auch den Versuch eines Kiters sein Segel hoch zu bekommen.
Ab dem Nachmittag wieder ein völlig anderes Bild: Strahlend blauer Himmel, aber 6 bis 7 Bft. aus N. Und
jetzt kommen die wirklich großen Yachten in den Hafen. Der Hafenmeister hat wirklich zu tun, sie alle in
entsprechende Plätze einzuweisen. Das ekelerregende Getöse der Bugstrahlruder ist von überall zu hören.
Vielfach wird hier versucht Know How durch hirnlosen Technikeinsatz zu kompensieren, was nicht immer
klappt…
Zu allem Überfluss beginnt der Hafenmeister nun auch mit Umgruppierungen um die vordere Mole für Schiffe
über 45 Fuß frei zu bekommen. Es ist hier besser als Kino!
Freitag, 29.06.2018
Anholt/DK
Ja, Anholt verlangt für schöne Tage immer einen Preis. Heute muss er gezahlt werden, denn es weht den
ganzen Tag beständig mit 6 bis 7Bft. aus N. Dabei allerdings allerschönstes Wetter. Also zahlen wir den
Preis zunächst hier festzusitzen gern. Mehr als gern muss man sagen und verbringen einen wunderbaren
Strandtag. Ohnehin sind die hier zurzeit begehrtesten Sachen Badetücher, Hängematten und Hüte als Schutz
vor der allgegenwärtigen Sonne.
Donnerstag, 28.06.2018
Anholt/DK
Der Tag erwacht, wie man Anholt kennt: mit Sonne und heimkehrenden Fischern. Auch heute ist wieder
Jomfru-Tag, aber mein alter Fischer war nicht draußen. Gut, geht's halt zum Nachbar. 1 ½ Kilo für 10
Euro sind auch noch ok und schmecken mindestens genauso gut. Damit ist der Tag gerettet und rein
wettertechnisch sowieso.
Mittwoch, 27.06.2018
Anholt/DK
Herrlicher morgen. Der Wind ist zurück und kommt ausnahmsweise mal aus Süd mit 3 Bft. Eigentlich
perfektes Wetter, um weiter nach Norden zu gehen. Aber nicht für uns! Anholt muss man ausgiebig genießen,
wenn man schon mal hier ist. Um 0630 Uhr kommen die ersten beiden der hier ansässigen Fischer herein.
Die Bordfee ist schon ganz hibbelig. Jomfruhummer (Kaisergranat) ist ihr Begehr. Gestern war einer
unserer Deutschen Nachbarn schon dort und kaufte ein Kilo für 100 DKR (also rund 13 EURO). Guter Preis,
aber wie ich feststelle: es geht noch besser - Ein alter Fischer steht recht einsam vor seinem Kutter.
Ich gehe zu ihm. Ja, er hat Jomfruhummer; ja, er verkauft auch. Was ich haben möchte? Nun ein Kilo?! OK.
Er füllt ein Kilo ab, legt noch ein paar Exemplare drauf und dann kommt die Frage nach dem Preis. Der
haut mich von den Socken! 30 DKR, also umgerechnet (Tageskurs) 4 Euro! In Dragør hätten wir in der
Rögerie für diese Menge bald die Hosen runterlassen müssen! Der Tag ist gerettet. Abgesehen davon, dass
das Wetter wieder absolute Bombe ist.
Die "Tierchen" gehen erst mal in den Kühler. Dann am Nachmittag werden sie eine Minute gekocht und dann
mit einem selbstangerührten Dipp verputzt. Wir leben königlich!
Dienstag, 26.06.2018
Anholt/DK
Bombenwetter, aber bei der Kontrolle wieder Diesel unter der Maschine. Die ganze Arbeit in Stettin,
den Tankgeber zu dichten war für den Orkus! Murphy ist also noch an Bord. Außerdem findet sich am Boden
des Wassersammlers offensichtlich etwas Schmutz. Als ich das Ablassen will, bricht mir die
Kunststoffschraube, die dafür bestimmt ist ab. Bestens, und Danke, Mr. Murphy.
Nun gut, die Tankdichtung bekomme ich hier unterwegs nicht abschließen hin, also wird nur noch ¾
vollgetankt. Das sollte reichen, keinen Diesel mehr austreten zu lassen. Ekliger ist da schon die Sache
mit dem Wasserabscheider. Eine kleine alte Ablassschraube aus einem alten Öl-oder Spritfilter findet
sich - der Himmel weiß warum - in meiner Devotionalienkiste (alles, was man vielleicht mal gebrauchen
kann oder sich nicht überwinden kann es wegzuwerfen ist da drin….) und die passt wie aufs Auge! Dass es
sich um einen VA Schraube handelt, die ich später austauschen muss, weil es sich um eine Alugewinde
handelt, spielt erst mal keine Geige. Der Wasserabscheider ist wieder dicht. Zumindest sieht's erst mal
so aus. Wenigstens ein Sieg gegen Murphy.
Montag, 25.06.2018
Ven - Helsingør - Anholt/DK
Wir laufen aus mit Ziel Anholt. Auf Venn ist kein Diesel zu bekommen und auf Anholt ist das auch nicht
so ganz einfach, also beschließen wir, kurz nochmal in Helsingør in die Marina einzuschwenken und alles
aufzufüllen, was fehlt. Einen Plan haben wir nach Anholt nicht und so wollen wir für alles gewappnet
sein. Gut, dass wir nicht viel Diesel benötigten: 1,58 Euro sind wahrlich sportlich…
Außerdem wird sich nun entscheiden, ob sich die ganze Arbeit in Swinemünde, den Geber der Tankuhr zu
dichten gelohnt hat. Das zu Überprüfen spart der Skipper sich dann für Anholt auf…
Der Tag vergeht ruhig zunächst mit Wind vorlicher als quer ab, dann hoch am Wind, zunächst mit 1 kn
Strom mitlaufend, dann bei W hoch am Wind straight ahead Anholt. Auch wenn noch viel Platz ist, gehen
wir gleich an die Heckboje. Und das ist auch gut so, denn am nächsten Tag werden die Längslieger von
Hafenmeister verjagt.
Sonntag, 24.06.2018
Anholt/DK
Schließlich machen wir uns auf nach Ven. Die kleine Insel im Øresund ließen wir bisher immer am
Wegesrand liegen. Diesmal wollen wir sie uns anschauen. Auf dem Weg gibt's erst mal eine Premiere: Die
Bordfee wirft zum ersten Mal in diesem Jahr die Schleppangel aus. Aber trotzdem wir nur mit 2,5 bis 3
Knoten vor uns hin dackeln, lässt sich kein Fischlein erweichen, sich um ihren Köder zu kümmern. Als wir
schließlich die Angel einziehen, haben wir nur Blasentang geangelt…
Egal, dafür bekommen wir auf Ven im Hafen Kirkbacken einen schönen Liegeplatz am Kai, ohne Heckanker. Es
ist bombiges Wetter und wir machen einen Spaziergang am Strand. Direkt, vielleicht 200 m vor dem Strand,
liegen zwei Steine im Wasser. Irgendwie kann ich mich nicht erinnern, hier einen entsprechenden Eintrag
gesehen zu haben. Und dann…. bewegt sich einer der Steine! Es sind insgesamt 3 Kegelrobben, die sich auf
einem Flach in der Sonne aalen! Von den Booten, die ständig an ihnen vorbeifahren, lassen sie sich nicht
im Geringsten stören.
Samstag, 23.06.2018
Dragør/DK
Es ist St. Hans Tag in Dänemark. Nun, da kann man ja wohl schlecht auslaufen. Am Hafen sind Marktstände
aufgebaut und ein eher gelangweilter DJ beschallt die Szenerie. Ansonsten nix los. In einem Lokal mit
Blick auf den Øresund, wo wir uns ein schönes, dunkles Bier spendieren, erzählt man uns, dass es in
diesem Jahr wegen der überall herrschenden Trockenheit kein Sankt Hans Feuer geben wird. Wir dachten es
uns schon fast. Die Dürreperiode hält ja auch schon recht lange an.
Freitag, 22.06.2018
Dragør/DK
Wir erwachen bei Dauerregen. Unter solchen Umständen wird durch den Skipper jedwede frühzeitige Aktivität
abgelehnt und er dreht sich noch einmal um. Schließlich hört der Regen zeitweise auf und auch die Sonne
lässt sich kurz blicken. Auch der Wind hat deutlich abgenommen aber die Wetterberichte sind nach wie vor
nicht besser geworden. Erst für Sonntag soll es wirklich ruhig werden. Für den heutigen Freitag gilt nach
wie vor überall um uns herum die Starkwindwarnung, und das auch noch aus NWlicher Richtung. Das würde
gegen an bedeuten. Nee, da machen wir nicht mit. Lesematerial haben wir genug und zu tun gibt's immer was.
Und wenn mal nicht, auf Murphy kann man sich verlassen!
Donnerstag, 21.06.2018
Der Seewetterbericht hat nichts Gutes zu berichten. Für den gesamten Bereich gibt es Starkwindwarnung,
also bleiben wir im Hafen. Wir nutzen die Zeit und gehen Einkaufen und kehren danach noch gemütlich am
Hafen ein. Der Wind nimmt über den Tag deutlich zu und am Abend rappelt es in Spitzenböen mit bis zu 8
Bft. im Rigg.
Mittwoch, 20.06.2018
Wieder scheint es so, als öffne sich ein kleines Fenster, um weiter nach Norden zu kommen. Wir planen
nicht weit voraus. Entweder Dragør oder die kleine bereits schwedische Insel, Ven. Wir laufen wieder früh
aus und können bei SW Dragør direkt anliegen. Bei etwa 8m/s kommen wir leidlich voran, da wir den Wind
fast von achtern haben und zeitweise in Gegenstrom geraten, der uns mit fast einem Knoten entgegen steht.
Dann wieder ist er plötzlich verschwunden und läuft kurz darauf mit. Es scheinen große Stromwirbel zu sein.
Die ruhige Überfahrt nutzen wir, um unser neues Radar kennen zu lernen. Der Skipper ist zufrieden. Wir
haben uns bewusst für ein reines Profi Radar entschieden, ohne zusätzlichen Schnickschnack. Eine
wesentliche Funktion ist, wie wir finden, die Möglichkeit, den Bildschirm in Nah-und Fernbereich zu
unterteilen, so, als hätte man zwei Radargeräte.
Auch in Dragør bekommen wir sofort einen Platz am Kai, unser bevorzugter Liegeplatz hier. Als erstes
gehen wir zum Fischladen, den man schon quer über den Hafen riechen kann und der einen unweigerlich
anzieht. Geräucherte Krabben sind das Ziel der Begierde und die bekommen wir auch.
Dienstag, 19.06.2018
Heute ist Basteltag! Zuerst schlage ich unser normalerweise nur beigebundenes Zustazvorstag am Bug an.
Normalerweise soll es dazu dienen, bei schwerem Wetter die Sturmfock mittels Stagreitern zu setzen, um so
die Rollgenua zu schonen, die in gerefftem Zustand ohnehin nicht so gut steht, wie ein mit Stagreitern
gesetztes Segel. Dann wird das zusätzliche Vorstag fest durchgesetzt, die Achterstage entspannt und so das
Rollvorstag gelöst und der ganze Kladderadatsch abgebaut.
Kugeln habe ich zum Glück noch. Alle werden wieder eingeklebt mit Fett, die Nut für den Sicherungsring mit
der Feile vertieft und die Ränder der Ringnut begradigt, der Ring etwas zusammengebogen (soweit es geht)
und alles wieder zusammengebaut. Hoffen wir, dass das nicht noch mal passiert.
Aber Murphy wäre nicht Murphy, hätte er sich nur auf eine Schweinerei besonnen. Nein, auch die zigmal neu
gedichtete Trennstelle am Großmast hat gestern ebenfalls wieder geleckt! Also auch hier Stecker abbauen,
alles reinigen und nochmals zusätzlich mit Sikaflex abdichten. Danach im Schiff den betroffenen Teil der
Decke abschrauben und das Ganze von unter erneut mit Epoxidharz verpinseln. Die Bordfee backt inzwischen
noch ein Brot für den fleißigen Skipper. Ausgesprochen lecker, wenn es mit dick Butter noch warm aus der
Pfanne kommt!
So, geschafft! Danach ist Siesta angesagt. Das Segel wieder am Vorstag hochziehen sparen wir uns. Wie
vorhergesagt, hat der Wind inzwischen auf 6 bis 7 Bft. zugenommen und ein Schiff nach dem anderen kommt
in den Hafen geschmettert. Einer räumt fast noch ein paar Dalben ab, weil er nicht durch den Wind drehen
kann, um an seinen Platz zu kommen.
Montag, 18.06.2018
Wir legen wir ab. Der Wetterbericht spricht von 3 bis 4 Bft., etwas zunehmend aus W bis SW. Die Folgetage
sind dann wohl von Starkwind geprägt, glaubt man der Vorhersage. Also geht's nur heute oder gar nicht.
Zunächst segelt es sich auch gut weg mit W bis WSW, der vorlicher als querab einkommt und gute Fahrt
bewirkt. Ich überlege schon, auch den Besan zusätzlich zu setzen, kann mich aber dann doch nicht aufraffen.
Es ist kühl und bewölkt, aber am Horizont sieht man bereits Auflockerungen.
Im Laufe des Tage frischt es etwas auf, so dass ich schließlich ganz froh bin, nur mit Groß und Genua
unterwegs zu sein. Die neue Genua zieht prima! Die See bekommt weiße Mützen, die Wellen werden höher und
es bilden sich die ersten Schaumstreifen. Maimiti rauscht mit einem für sie irren Tempo dahin. 6,4 bis 6,8
Knoten. Das ist theoretische Rumpfgeschwindigkeit!
Als wir auf Höhe der Ansteuerungstonne zu Rødvig sind und die Genua wegrollen wollen, passiert: NICHTS! Die
Leine kommt fröhlich locker leicht daher, aber das Segel bleibt stehen. Also nicht lang gefackelt, ab aufs
Vorschiff und das Segel von Hand aus der Vorstagsnut ziehen. Dass es dabei zum Teil noch ins Wasser rutscht
ist wohl nicht nötig zu erwähnen, denn ganz offensichtlich hatte Murphy wieder zugeschlagen, und wenn der
was macht, dann macht er es richtig.
Der Sicherungsring unten an der Furlex hatte sich, weiß der Teufel wie, gelöst, das ganze Gedöns der
Reffrolle rutschte nach unten und legte die Kugellager frei und die Kugeln, angesichts der neuen
Möglichkeiten, verabschiedeten sich auch prompt in die so gewonnene Freiheit, also in den Bach.
Zum Glück waren nicht alle Kugeln so abenteuerlustig und blieben im Winschfett kleben. Dass dieser blöde
Sicherungsring irgendwie lose war, sagte mir noch in Berlin unser Vereinskamerad Helmut Rosinski. Er hatte
es gesehen, als der Mast an Deck lag und ich hatte mich gleich nochmal darum gekümmert und ihn nachgezogen.
Scheinbar waren aber die Ränder der Nut, in der der Ring sitzt schon so stark abgeschrägt, dass er unter
Belastung dann doch herausrutschte.
Das reicht dem Skipper für den Tag. Wir starten die Maschine und laufen in Rødvig ein, wo wir im
Sportboothafen an den letzten freien Platz am Kai gehen und das auch noch mit einem, wie die Bordfee meinte,
perfekten Anlegemanöver. Die Genua wird erst einmal unter der Cockpitpersenning verstaut. Das "Murmelspiel"
mit den Kugellagern hebe ich mir für morgen auf.
Sonntag, 17.06.2018
Wir bleiben wir noch. Irgendwas gefällt uns am Wetter nicht aber es ist nur so ein Gefühl; nichts
Greifbares. Wir verbringen einen gemütlichen Tag mit Spaziergängen am Strand und im Buchenwald. Lohme hat,
obwohl es ja gewöhnungsbedürftig hier riecht, einen schlechten Einfluss auf die Segelmoral bei uns: Es
verleitet uns mit seiner Ruhe immer, länger zu bleiben, als geplant. Allerdings ist diese Ruhe schlagartig
am Nachmittag so ab 1600 Uhr vorbei, dann nämlich, wenn die Charterschiffe einfallen. Und wenn es dann noch
mit E oder W weht, dann ist Lohme besser, als jedes 3D Kino. Von nur leicht missglückten Manövern bis zu
kleinen Ramming-Katastrophen ist alles dabei, denn die überlangen Boxen sind wahrlich nicht für jedes Schiff
gemacht und der Seitenwind tut ein Übriges.
Samstag, 16.06.2018
Lohme/Deutschland
Der Skipper hat eigentlich keine Lust aufzustehen, aber wir wollen ja früh nach Rødvig aufbrechen. Da
ertönt der Ruf der Bordfee, auf den ich gestern schon hätte wetten können…):"meinst Du nicht, wir könnten
noch einen Tag hierbleiben…?" Aber ja, klar! Wo ich ohnehin keine Lust habe aufzustehen, kann mir nichts
Besseres passieren. Obwohl: heute wäre der ideale Tag für die Überfahrt nach Dänemark. Aber was soll's,
wir sind nicht auf der Flucht und so bleiben wir. Eine vorwitzige Fliege treibt mich dann aber doch
vorzeitig aus dem Bett und an den Kaffeepot. Wir gehen eine Kleinigkeit einkaufen und ein bisschen an
den Steinstrand und die Bordfee hilft am Nachmittag dem einen oder anderen Beim Festmachen. Abenteuer
sind da zu sehen, bis hin zu mittleren Katastrophen…
Freitag, 15.06.2018
Lohme/Deutschland
Wir stehen früh auf, wie geplant, und machen uns um 0530 Uhr auf den Weg. Bis zur Tonne 15/16 lassen wir
die Maschine rödeln, dann setzen wir Groß und Genua. Die neue Genua zieht prima, aber wir müssen an den
Wind. Wir haben WSW bis W, Kurs 3200, max. Höhe am Wind können wir gut mit 500 laufen. Also es passt.
Allerdings geht's langsam auf reines W zu und ab LF Kollicker Ort ist wieder das Bukh-Segel dran. Das
Einlaufen klappt problemlos, das Anlegen in der Riesenbox mal wieder weniger. Zwar haben wir Leinen, die
lang genug sind, aber der Wind drückt uns nach Steuerbord und schon ist das Manöver nicht mehr so schön.
Egal, wir sind schließlich fest und genießen die Ruhe. Allein für diese Ruhe ist ein Besuch in Lohme
lohnend. Man hört keinen Lärm, keine Autos, keine Partys… Nur den Wind im Rigg und das Zwitschern der
Vögel…
Donnerstag, 14.06.2018
Swinemünde/Polen
Wir wollen eigentlich weiter, aber die letzten Tage haben uns irgendwie geschlaucht. So wird kurzerhand
beschlossen, einen Tag in Swinemünde zu bleiben. Dass das ab dem 2. Tag 2 Euro "Kurtaxe" bedeutet, stört
da eher weniger, obwohl ich es immer noch eine Frechheit finde, für einen Industriehafen Kurtaxe zu
berechnen. Aber weil es hier so ein toller Kurort ist musste wohl die Dieseltankstelle verschwinden,
denn eine Tankstelle sucht man in der großen Marina nun vergeblich!
Wir nutzen den Tag und wandern an der Oder entlang zur Hafeneinfahrt. Nun fahren wir schon jahrelang
immer wieder rein und raus aus diesem Hafen, aber das Leuchtfeuer mit dem Aussehen einer Windmühle sehen
wir in diesem Jahr zum ersten Mal aus der Nähe. Danach geht's zurück zum Schiff, wo wir die Kameraden des
SVSt, Axel und Pütty mit der Dabdeh begrüßen können. Wir gehen früh in die Koje. Morgen soll der erste
Schlag gemacht werden.
Mittwoch, 13.06.2018
AZS Stettin/Polen
13.06.2018, 0530 Uhr. Der Skipper hat keine Ruhe in der Koje, er muss raus und den Fehler in der
Steckerverbindung beseitigen, um endlich das Radar in voller Funktionsbreite zu testen. Das klappst
auch problemlos und endlich rotiert die Antenne nicht nur, sonder es gibt auch ein Bild und keine
Fehlermeldung mehr. yippie ya yeah! Nun kann's richtig losgehen.
Jaja, an einem 13. Läuft man nicht aus und eigentlich wir schon gar nicht, denn das könnte Murphy
herausfordern, aber lassen es darauf ankommen.
Der Wind weht schwach aus NW und so lassen wir das Bukh-Segel ziehen. Auf den Bäumen amUfer sehen wir
immer wieder große Seeadler sitzen und am Himmel kreisen die majestätischen Vögel als unangefochtene
Herrscher des hiesigen Himmels. Auch auf dem Stettiner Haff wird es mit demWind nicht besser, und so
bleiben wir unter Maschine, froh, überhaupt wieder unterwegs zu sein.
Schließlich laufen wir in die Marina Swinemünde ein und mache recht weit innen am Kai fest. 10 Euro
die Nacht sind ein vernünftiger Preis. An der Säule für den Strom sind noch 3 kw/h verfügbar (der
Vorgänger hatte sie nicht verbraucht) und das sollte für uns und die Nacht reichen.
Dienstag, 12.06.2018
AZS Stettin/Polen
Schließlich ist das Paket in Stettin eingegangen. Leider an die falsche Adresse, so dass die Zweigstelle
des Radarherstellers das Paket nicht erhielt. Warum? Ganz einfach. Die Fa. war umgezogen und
versehentlich wurde die alte Anschrift adressiert. Aber das war kein Problem mehr. Nach tel. Rücksprache
mit der Fa. Seatec in Deutschland, die wiederum mit der Fa. Boolean in Stettin, wurde das Paket
schließlich von Pjotr (Boolean) abgeholt und zu uns an Bord genbracht. Ein Segen! Und zwar Pjotr.
Zusammen suchten wir ca. eine Stunde nach dem Fehler und fanden ihn dann tatsächlich. Das Radar lebte!
Dann fanden wir noch eine kalte Lötstelle in der Trennstelle zur Antenne aber die ließ ich mir für den
nächsten Tag. Es war schon 2100 Uhr, als wir fertig waren. Im Nachhinein kann ich nur sagen: Danke an
Pjotr von Boolean aus Stettin und Michael von Seatec aus Deutschland. Das war echter Service, wie man
ihn heute nur noch selten findet und ich bin froh, kein Gerät aus dem Bootsversandhandel gekauft zu
aben!
Montag, 11.06.2018
AZS Stettin/Polen
Noch immer warten wir auf unser Radar. Die Trackingnummer von UPS wird stündlich überprüft. Es gibt zum
Glück (oder auch nicht) immer was zu tun und so verbringen wir den Tag in Ruhe in der Hoffnung, dass es
bald weitergeht.
Sonntag, 10.06.2018
0600 Uhr, strahlend blauer Himmel, 30 Grad. Ja, auch hier ist es genauso heiß wie zu Hause. Zurzeit ist
von Murhy nichts zu sehen, aber das will nix heißen. Wir lassen es ruhig angehen. Zu tun ist ja immer
irgendwas, aber wir hoffen, dass nun irgendwann mal Schluss ist, mit Chaosmeldungen. Vielleicht ist es
ja auch Murphy zu heiß, um andere Leute zu ärgern...
Samstag, 09.06.2018
0600 Uhr, strahlend blauer Himmel, 30 Grad. Der Tag beginnt mit wunderbarem Wetter und…leichtem
Dieselgeruch im Schiff. Murphy war also wieder am Werk!!!
Ich kontrolliere die Motorbilge und richtig: Diesel schwappt darauf. Nicht viel, aber zu viel.
Diagnose: Die Dichtung des neu eingebauten Tankgebers ist genau das nicht: dicht! Der Diesel, der noch
im Tankrohr steht, drückt das was da eben nicht mehr in den Tank passt durch die Dichtung heraus. Da der
Tank integraler Bestandteil des Schiffes ist (nämlich der hohle Teil des achteren Kiels) und der Motor
darüber installiert ist, ist praktisch kein Rankommen. Der Skipper entscheidet: Wassertank leeren,
rausheben und dann von der Bilge her ran. Da kann man wenigsten locker mit der Hand durchgreifen und
schrauben.
Also erst mal den Tank leeren. Dazu haben wir nur die Fußpumpe und das dauert. Dann Tank rausheben. Ein
165 L Tank aus Niro wiegt auch leer ganz gut, vor allem, wenn man ihn in einer unmöglichen Position
senkrecht nach oben heben muss. Aber auch das geht gut. Danach wird erst einmal die Bilge gereinigt,
dann etwas Diesel abgelassen, damit der Stutzen abgeschraubt werden kann. Allerdings versuche ich es
zunächst, leider erfolglos mit Festerziehen. Dann also alles auseinander! Der Tank ist randvoll. Immer
wieder wird gewischt, dann wird versucht, die Gummidichtung zusätzlich mit Sikaflex zu dichten. Beim
Wassertank klappte das auch hervorragend und nachhaltig, aber da konnte ich auch unter optimalen
Bedingungen arbeiten, aber hier…
Es wird eine wüste Schweinerei!!! Schließlich ist alles mit Sika gedichtet (ob's wirklich dicht ist muss
die Zukunft zeigen…). Dann, nachdem alles wieder festgezogen ist nochmal eine dicke Sikawurst ringsum
und drangeschmiert. Ich sehe aus wie aus einem Horrorfilm und so fühle ich mich auch, als endlich der
Wassertank wieder eingebaut und befüllt und alles aufgeräumt ist. Dann Duschen, aber nur teilweise
erfolgreich. Wenn Sika so gut meinen Tank dichtet, wie es an meinen Händen klebt, dann müsste alles in
Ordnung sein.
Aber Murphy ist, wie der geneigte Leser inzwischen sicherlich bemerkt hat, ein einfallsreicher Geselle
und an so einem Schiff gibt's noch viele, viele Stellen, an denen er sich austoben kann um mir das Leben
schwer zu machen.
Warten wir's ab und geben Murphy Zeit bis morgen. Der muss ja auch mal schlafen.
Freitag, 08.06.2018
0600 Uhr, strahlend blauer Himmel, 30 Grad. Der Himmel ist auch alles, was einem an diesem Tag gute
Stimmung verpassen kann. Radartest! Trennstelle kontrollieren: Alle Verbindungen sind korrekt. Also dann:
Einschalten! Nix!! Als erstes Sicherung im Gerät prüfen (ist überhaupt eine drin?). Sicherung ist durch
geknallt. Ok. Wir haben ja Ersatz. Auch die fliegt raus! Ich prüfen ob die Kabel gem. Manual auch
wirklich richtig angeschlossen sind: Weiß auf Pluspol, Schwarz auf Minuspol, Grau Erde/Masse. Alles
richtig. Nochmal nachgemessen: Ja, weiß ist Plus. Dritter Versuch: Sicherung fliegt raus. Nun nehme ich
mir den Stecker vor. Und da komm ich dann doch schon ins Grübeln: In der Steckverbindung in der Masse
ankommen müsste, kommt Plus an, auf Plus Masse!! Ich messe noch mal alles durch: Kein Zweifel! Also
Anruf beim Händler. Wir diskutieren alle Möglichkeiten. Schließlich wird ein Neues Gerät in Deutschland
auf den Weg gebracht. Es soll dann an die Niederlassung hier in Stettin gehen und uns gebracht werden.
Ich bin gespannt. Es ist Freitag! Also Lieferung frühestens Montag! Wir sind bedient! Murphy ist uns
treu!
Da aber die Marina (ehemals "Hotele") mit ihren 30 Euro zu teuer ist, verlegen wir in den Akademischen
Segelklub "Akademickiego Zwiazku Sportowego" (AZS, http://www.jkazs.szn.pl/ ), wo wir nur 10 Euro pro
Nacht zahlen. Was für ein Unterschied. Vorher tanken wir noch den Haupttank voll.
Donnerstag, 07.06.2018
0600 Uhr, strahlend blauer Himmel. Wir wollen früh los, aber wie schon befürchtet, wir sitzen nicht nur,
sondern haben uns über Nacht auch noch "festgesogen". Es ist ein ziemlicher Kraftakt, das Schiff mit
Hilfe einer Leine und voll zurück wieder frei zu bekommen. Um 0615 Uhr kommen wir endlich los und ab
geht's Richtung Stettin. Um 1115 Uhr sind wir da und gehen gleich an den Mastkran. Der Laden ist sehr
unpersönlich, die Reception sehr unfreundlich geworden. Das Hotel hat nichts mehr mit der Marina zu tun.
Bezahlt wird jetzt am Turm der "Security". Dort gibt's dann auch die Duschkarten und dort macht man auch
den Termin mit dem Bootsmann fürs Masten stellen. Das klappt dann perfekt. Vorher hatte ich noch die
neue Radarantenne angebaut. Sieht ja doch recht groß aus, aber man gewöhnt sich schnell dran.
Dann das Rigg spannen und Segel einziehen. Da heute kein Krantermin mehr ist, dürfen wir über Nacht
liegen bleiben. So haben wir Zeit alles zu stauen und klarzumachen. Radartest wird auf morgen verschoben.
Um 2000 Uhr ist der Skipper müde und hat keinen Nerv mehr. 74 Euro hat dann der ganze Spaß hier gekostet.
44 Mastkran, 30 (!!) Euro Übernachtung.
Mittwoch, 06.06.2018
0600 Uhr, strahlend blauer Himmel. In aller Frühe machen wir los und motoren flott zur Schleuse Lehnitz,
die wir "fast" problemlos passieren. Einer der von Antje ausgeborgten Schleusenhaken ging auf Tiefe und
weigerte sich trotz intensivster schamanischer Beschwörungen, wieder aus den Tiefen der Schleusenkammer
aufzutauchen. Ok, kommt auf die Liste der nach dem Törn zu besorgenden Gegenstände. Murphy war also noch
an Bord!
Auch das Passieren des Schiffshebewerkes Niederfinow "Alt" (das neue soll ja nun vielleicht 2019 in
Betrieb gehen…) klappt schnell und ohne lange Wartezeit. Lustig nur, dass es genug Leute gibt, die dafür
zahlen, einmal mit einem Schiff durch das Hebewerk zu fahren. Drei solche Schiffe kommen uns aus dem
Hebewerk heraus entgegen, drehen danach um und fahren wieder in das Hebewerk hinein. Nachdem wir alle
herunter transportiert worden sind und den Trog verlassen haben, drehen die drei wieder und fahren wieder
durch… Au weia… Also, so spannend finde ich das nicht, dass ich dafür Geld zahlen würde.
Wir passieren noch die Schleuse Hohensaaten West und fahren weiter mit Ziel Schwedt. Es ist traumhaftes
Wetter. Überall am Ufer Herden von Steaks und Norwegerpullis ;-) Jede Menge Greifvögel in der Luft, Rehe
am Ufer und der Gesang der Schilfrohrsänger überall. Um 1800 Uhr machen wir in Schwedt fest. Der Anleger
ist gut gefüllt mit dicken Motorpötten und viel Wasser gibt's auch nicht mehr. Als wir schon merken, dass
wir langsam auf Schlick rutschen fällt unserem zweifelllos hilfsbereiten, aber ahnungslosen Nachbarn nix
besseres ein als zu sagen "Na det Stückchen bis ans Ufer schaffen se doch noch"… da merke ich auch schon
dass keine Bewegung mehr im Schiff ist. Wir sitzen.
Der Tag war schön, aber lang und so beschließen wir ihn.
Dienstag, 05.06.2018
0600, Leicht bewölkter Himmel. Wir wollen los. Aber es gibt halt immer noch was zu tun. Diesel verstauen
(wir haben noch 60 L in Kanistern dabei, da unser Tank nur 85 L fasst. Bei 2 bis 2,5 L/h nicht viel) usw.
Schließlich legen wir um 1015 Uhr endlich ab. Die Schleuse Spandau hat eine Havarie, so dass wir durch
die Stadt über die Schleusen Charlottenburg und Plötzensee müssen. Alles klappt perfekt und die
Wartezeiten sind extrem kurz. Als wir schließlich um 1500 Uhr die Marina Havelbaude vor dem Lehnitzsee
erreichen, haben wir keine Lust mehr und machen fest. Die letzten Tage waren aufregend und anstrengend
genug.
Montag, 10.06.2018
AZS Stettin/Polen
Liebe Freunde, Familie und Daheimgebliebene!
Nach nun zwei Jahren Abstinenz von der Fahrtensegelei wollen wir es wieder versuchen.
Was hatte uns aufgehalten? Vieles!
Zuerst ein böser Unfall an Bord nach dem Törn 2015. Es kam zu einer Verpuffung/Explosion an Bord mit
anschließendem Feuer unter der Maschine. Ich konnte den Brand noch mit Feuerlöscher (Pulver) löschen,
stand aber selbst unter Schock und erlitt leichte Verbrennungen. Ich stand genau im Zentrum des "Bum".
Der Schaden gem. Gutachter betrug 15 TEURO, wovon allein die Hälfte für die Beseitigung des aggressiven
und hoch korrosiven Löschpulvers durch eine Spezialfirma draufging. Zum Glück hatten wir die Fa. Pantaenius!!
Schon einen Tag nach meinem Anruf meldete sich der Gutachter um 0900 Uhr telefonisch; bereits um 1000 Uhr
waren wir an Bord. Der Ansprechpartner bei Pantaenius war mit seiner Ruhe eine große Hilfe in dieserZeit
des Chaos. DANKE!!
Die Maschine ging in die Werkstatt, die defekten Abdeckplanen zum Segelmacher, die Bootsbauarbeiten
übernahm ich selber und konnte so das, was ich ab Stundenlohn gezahlt hätte in Material investieren.
Wer da nun glaubt über den Winter könne man dann ja alles wieder fein herrichten, der irrt, denn "Murhy"
hatte noch weitere böse Überraschungen auf Lager. So fanden Tod und Krankheit den weg in unsere Familie
und wir mussten uns kümmern. Also nix mit Boot reparieren und schon gar nicht auf See gehen.
Schließlich war es dann doch endlich soweit, und es sollte wieder losgehen. Wir lasse auch gleich noch
eine neue Genua mit UV Schutz machen, da die Alte doch ziemlich unter der Sonnenbelastung gelitten und
schon einige brüchige Stellen im Achterlieksbereich hatte.
Auch das Radar, 16 Jahre alt, will nach zwei Jahren Pause nicht mehr mit seiner Antenne kommunizieren.
Alles Durchmessen der Leitungen, kontrollieren der Verbindungen, bringt kein Ergebnis. Alles scheint in
Ordnung. Bleibt, laut Handbuch, nur noch ein Fehler im Magnetron… Also neues Gerät. Der Mast, der ohnehin
für die Kanaltour gelegt werden muss, wird halt früher gelegt. Die Antennenhalterung angepasst (neue
Antenne 64 cm Radom, gegen 53 cm vorher) und das Anzeigegerät eingebaut, sowie die Trennstelle gelötet.
Für einen Test bleibt keine Zeit mehr.
Ganz auf die Schnelle habe ich noch zwei 55 WP Solarpaneele geordert. Alles kommt rechtzeitig und nachdem
ich dafür provisorische Halterungen (aus Holzleisten, soll ja nur in diesem Jahr halten, dann kommt was
aus Alu) wird ein Test gefahren. Prima! Unsere Anzeige geht auf 6 A hoch (vorher nur 0,5 mit dem 23 WP
Paneel).
Was nun noch den Abreisetermin verzögern könnte, ist noch ein Zahnarztbesuch der Bordfee. Neue
Rettungswesten wollen wir auch mitnehmen, da die alten nun wirklich niemand mehr wartet. Kaufen ist nicht
das Problem, nur leider ist die Aufschrift auf allen von uns präferierten Westen auf der Hülle gleich,
und so, der Bordfee sei es gedankt, stellen wir an Bord fest, dass wir keine Duo-Protect Westen sondern
normale 275 daN Westen haben. Also zurück. Aber von den Duos ist nur eine da. Am nächsten Tag dann,
04.06., also einen Tag vor Abfahrt, ist dann die zweite Weste verfügbar. Dafür sagt Batterie 2 für immer
Ade! Ich bin zur Sicherheit über Nacht nochmal komplett vom Netz gegangen um eben zu prüfen, wie die
Batterie nach einer Nacht ohne Landstrom aussehen. Batterie 2 hatte noch magere 11,8 V, das Kontrollauge
schwarz, also raus mit dem Ding. Dank unserer Vereinskameradin Antje, die den Skipper mit ihrem Auto
zum Bootsausrüster fährt und auch sonst eine große Hilfe ist, kann alles einschließlich der Batterie
rechtzeitig an Bord geschafft werden. Am Abend ist schließlich die neue Batterie eingebaut und die Westen
an Bord. Eingekauft haben wir auch noch auf die Schnelle.